My wife is a Gangster.
Eun-Jin, auch "Mantis" genannt, ist in ihren Reihen eine lebende Legende. Sie hatte eine wahrlich einzigartige Karriere, ist eine Meisterin der Martial Arts sowie der spitzen Zunge und die rechte Hand eines Bosses der lokalen Jopok (das ist die koreanische Mafia). Obgleich sie alles andere als unattraktiv ist, sagt man(n) ihr im Allgemeinen nach, daß ihre Feminität ungefähr der von Tim Taylor entspricht.
Über Jahrzehnte hat sie ihre Schwester Yun-Jin gesucht, von der sie bei der Adoption getrennt wurde. Schließlich findet sie sie, muß aber herausfinden, daß sie unheilbar krank ist. Es erklärt sich von selbst, daß sie ihr keinen Wunsch abschlagen kann. Doch daß Yun-Jin sich ausgerechnet wünscht, daß ihre Schwester
heiratet, damit konnte ja nun wirklich niemand rechnen. So muß Eun-Jin mit einem äußerst seltsamen Anliegen vor ihre 50 Untergebenen treten: "Besorgt mir einen Mann!"
Klar, daß sich das als weit weniger einfach herausstellt, wie zu Anfang gedacht. So muß erst einmal die kaugummikauende Kosmetikerin Sherry (in einem westlichen Film wäre sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wasserstoffblond gewesen) Überstunden schieben, während Eun-Jins Männer eine Heiratsagentur überfallen - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber da Eun-Jin sich Männern gegenüber vollkommen gleichgültig zeigt und kein Übermaß an Feinsinn oder Talent zum Smalltalk besitzt, gehen die Anwärter kommentarlos stiften und die arrangierten Dates somit gründlich daneben.
Doch dann trifft sie durch einen recht sch(m)erzhaften Zufall auf den glücklosen, ungeschickten, aber herzensguten Soo-Il, dessen Anzahl gescheiterter Blind-Dates die 50 bereits überschritten hat. Als Eun-Jin ihm dann am ersten Abend einen Heiratsantrag macht, läßt er sich nicht zweimal bitten.
Im Folgenden sind ihre Organisationstalente gefragt. Zur Vermeidung näherer physischer Kontakte mit ihrem Mann putzt sie dann schon mal stundenlang das Badezimmer, bis er eingeschlafen ist; daß sie bei der Jopok ist, möchte sie ihm verständlicherweise auch nicht direkt auf die Nase binden. Dann macht eine verfeindete Familie der Organisation großen Ärger, ihrer Schwester geht es mit jedem Tag schlechter, und zu allem Überfluß wünscht diese sich nun auch noch, daß Eun-Jin ein Kind bekommt. Ob das gutgehen kann?
"My Wife is a Gangster" ist eine schillernde Mischung aus Comedy, Action und Drama, die man sich auf jeden Fall einmal ansehen sollte - vielleicht nicht das Beste, was je aus Südkorea kam, aber leider auch vielerseits unterbewertet (siehe IMDB).
Die Action-Szenen sind phantastisch choreographiert und suchen ihresgleichen. Nun gut, sie finden sie - in "Whasango" oder "Tiger and Dragon" (wobei die Latte hier ja schon fast wieder zu hoch angelegt ist) oder dergleichen. Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, daß Zhang Ziyi einen Gastauftritt im Sequel hatte - aber das nur nebenher.
Was die Comedy angeht, so ist sie teilweise sehr innovativ, teilweise aber auch recht vorhersehbar. Dennoch konnte ich mich an gewissen Stellen vor Lachen kaum halten, also sollte es von meiner Seite hier keine Beschwerden geben.
Die Tiefe der Charaktere ist ganz bemerkenswert. Besonders gefällt mir hier Shin Eun-Kyung als Eun-Jin, die u.a. auch aus dem japanischen Blockbuster "Uzumaki" oder der koreanischen Neuverfilmung von "Ring" bekannt ist. Sie schafft es, mit einem absoluten Minimum an Mimik ihrem Charakter eine unglaubliche Vielschichtigkeit zu verleihen. Während Soo-Il die meiste Zeit über recht stereotyp wirkt, so hat auch er seine brillianten und überraschenden Momente - wie auch Bada und Banse und sogar der trottelige "Azubi". Ein wenig zu kurz kam m.E. nur Eun-Jins Schwester, doch dieses Makel läßt sich ganz gut verkraften.
Aber da war doch noch was. Ach ja. Die letzten 30 Sekunden des großen Endkampfes. War das denn wirklich nötig? Ich denke nicht. Aber ich freue mich trotzdem, bald mal das Sequel sehen zu können.
Originaltitel: Jopok manura
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: Südkorea
Darsteller: SHIN Eun-kyung, PARK Sang-myeon, AHN Jae-mon u.a.
Regie: CHO Jin-kyu
Buch: KANG Hyo-jin, KIM Mun-saeng