Heute bin ich zu Fuß von Sülz nach Weidenpesch gegangen - für die Nicht-Kölner: das sind etwa (hm...) 14 oder 15 km Luftlinie. Da ich keinen Stadtplan habe, ist das nicht so genau zu sagen. Warum ich das gemacht habe? Keine Ahnung. Sucht euch was aus:

1.) Ich wollte meinen Orientierungssinn testen.
2.) Ich wollte mein Immunsystem testen.
3.) Ich habe langsam die Schnauze voll von der KVB.
4.) Am letzten Tag meiner ersten (und relativ erfolgreichen) Diätwoche wollte ich noch schnell ein größeres Kaloriendefizit erreichen.
5.) Meine Freundin Y. fährt morgen für einen langen Monat an die Uni in Ankara und ich werde sie irgendwie furchtbar vermissen.
6.) Ich hatte es nicht sonderlich eilig, nach Hause zu kommen.
7.) Ich wollte die Batterien meines MP3-Players testen.
8.) Ich wollte mich zur Bekämpfung meiner Schlafstörungen mal müde laufen.
9.) Mein letztes Fünkchen Verstand hat mich verlassen.
10.) Mir war danach.

Dann gilt es auch nicht zu vergessen, daß ich heute vormittag stundenlang mit D. durch die Stadt gelatscht bin. Na, wenigstens hat das sich sehr gelohnt.
Aber ehrlich: Jetzt geht's mir so richtig gut.

Da sage noch mal einer was gegen die Jugend heutzutage.
Mal ganz abgesehen davon, daß ich nicht weiß, ob man uns tatsächlich noch zur Jugend zählen würde, sind wir doch wirklich erschreckend brave Menschen. Fast könnte man sich Sorgen machen; immerhin scheint es uns fast schon als Pflicht, daß man sich an Freitagabenden zünftig besäuft und dann lallend und, bei Bedarf, grölend durch die Kneipen zieht. So schaut's zumindest aus.

Wir dagegen waren, wie schon erwähnt, im Theater.
Das Stück ("Gespenster") war... nun. Viele Wackeligkeiten, die sich einzeln vielleicht noch hätten verzeihen lassen, doch das Gesamtbild hing schlußendlich leider recht schief. Vielleicht werde ich das Stück bei Gelegenheit mal lesen. Vielleicht.
Wie dem auch sei, danach stapften wir durch das Schneegestöber, das es sich spontan heute abend über Köln gemütlich gemacht hatte, in die nächste Bar - in der irrigen Hoffnung, irgendwann würde es schon aufhören zu schneien. Was natürlich nicht geschah, und so saßen wir eine ganze Weile da, nuckelten teure Apfelschorle, während R. eher zweifelhafte Komplimente an I. vergab, I. ein paarmal zu oft erklärte, er fände die Tropfen, die sich nach einem Gang durch den Schnee im Haar bilden, "cool", und ich immer mehr zu der Überzeugung gelangte, daß er ziemlich eitel ist, was seine Frisur angeht.
Im Anschluß begaben wir uns unter Verbrauch unserer letzten wärmespendenden Energiereserven zu R. nach Hause und tranken Tee, während wir uns köstlich an I.s unglaublich absurden Gedanken erfreuten.
Alles in allem also ein sehr erbaulicher Theaterabend, wenn man mal vom Theater absieht. Nächtes Mal sollten wir das einfach weglassen, finde ich. Und vielleicht sollte ich mich mit dem Tee nächstes Mal ein wenig zurückhalten, denn jetzt kann ich nicht schlafen...