Kyun-Woo ist Student. Und zwar die Sorte, die bei ihren Eltern wohnt, gerne und lange schläft, ihre Zeit am liebsten mit Freunden verbringt und sich überhaupt ziemlich selten in der Universität blicken läßt - ja, die gibt es nicht nur hierzulande.
Als er eines - bis dahin schönen - Abends in der U-Bahnstation wartet, fällt ihm ein junges Mädchen auf. Sie ist sehr hübsch, aber leider auch sehr betrunken, und abgesehen davon, daß er die Schwankende davor bewahrt, von der Bahnsteigkante vor den Zug zu fallen, schenkt er ihr im Weiteren keine größere Beachtung - bis sie in der Bahn ihren Magen über einen Fahrgast entleert und unseren armen, unbeteiligten Antihelden vor dem obligatorischen Umfallen laut und deutlich "Liebling" nennt.
Viel bleibt ihm jetzt nicht mehr übrig, und da ohnehin schon alle Fahrgäste glauben, sie sei seine Freundin, und weil er doch im Grunde seines Herzens ein ganz anständiger Kerl ist, trägt er sie auf seinem Rücken in das nächste Hotel. Schließlich weiß er weder, wo sie wohnt, noch wie ihre Eltern reagieren würden.
Schon ist er der Überzeugung, es könne gar nicht schlimmer kommen, doch als er das halb komatöse Mädchen (keine Gedächtnisschwäche meinerseits; sie hat keinen Namen!) sicher im Hotelbett untergebracht hat und frisch geduscht nach einem Handtuch sucht, platzt die Polizei herein und bringt den verwirrten Kyun-Woo heldenhaft zur Strecke. Und aufs Revier natürlich, denn es könnte sich ja um einen gefährlichen Triebtäter oder einen modernen Jack-the-Ripper handeln.
Am nächsten Morgen lassen sie ihn gehen - gegen eine Kaution, versteht sich. Und die wurde - Überraschung - von niemand anderen hinterlegt als "ihr". Sie möchte sehen, was das für ein Kerl ist, und die beiden verbringen einen Abend miteinander, der sich besonders zum Ende hin als ein ziemliches Déjà vu für den Armen entpuppt. Damit nicht genug, denn von jetzt an verbringen die beiden fast jeden freien Moment zusammen, und so stolpert unser gebeutelter Kyun-Woo - zeitweise sogar auf Stöckelschuhen - von einer skurrilen Situation in die nächste.
"My Sassy Girl" war die erste und bislang fast einzige asiatische RomCom (Romantic Comedy), die ich von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen habe. Ich bin kein großer Fan des Genres, aber wer hier nicht lacht, dem ist wohl kaum noch zu helfen.
Der Film ist ein Feuerwerk an originellen und haarsträubenden Gags, basierend auf einer wahren Geschichte über eine unschuldig-niedliche Romanze zwischen zwei völlig gegensätzlichen Menschen. Sicher gibt es zum Ende hin einige Szenen, die sich unnötig ziehen, aber die kann man verschmerzen. Dafür wird man bei jedem wiederholten Ansehen mit neuen, witzigen Details belohnt.
Kurz gesagt: Eine solche Ideenvielfalt ist mir bisher in noch keiner Hollywood-Romanze begegnet, und ganz zu Recht ist "My Sassy Girl" in den letzten zwei Jahren eines der ganz großen Aushängeschilder des koreanischen Kinos gewesen. Seht ihn euch an, dann wißt ihr auch, warum.
Originaltitel: Yopgijogin gunyo
Laufzeit: 123 min. / 137 min. (Director's Cut)
Produktionsland: Südkorea
Darsteller: CHA Tae-hyun, JUN Ki-hyun u.a.
Regie: KWAK Jae-young
Buch: KIM Ho-sik, KWAK Jae-young