Absurder Text.
astrogirl, 00:57h
Hallo Sie da! Ja, Sie meine ich.
Nun schauen Sie doch nicht so; es wird ja nicht das erste Mal sein, daß ein Text Sie anspricht, oder etwa doch? Jedenfalls springt Ihnen die Frage, was ich denn für ein Text bin, regelrecht aus dem Gesicht. Hören Sie gut zu, ich will es Ihnen verraten, aber behalten Sie es um Himmels Willen für sich, ja?
Ich bin ein ziemlich obskurer Text. Sie wissen schon, einer dieser wortreichen Texte, die absolut gar nichts aussagen. Zumindest habe ich das über mich munkeln gehört. Einer dieser Texte, an deren Ende der Leser selbigen zögernd sinken läßt und nur irritiert „Hä?“ denkt. Und natürlich einer dieser Texte, die man nach dem ersten Lesen wieder weglegt, um sie fortan zu ignorieren. Ich ahne schon, daß auch Sie das mit mir vorhaben. Es wäre wahrlich nicht das erste Mal, daß mir das passiert.
Aber wissen Sie was? Ich habe es satt, ständig weggelegt zu werden und unverstanden in irgendeiner Schublade mit der Aufschrift „Absurd“ zu landen. Ja, wie würden Sie sich denn an meiner Stelle fühlen? Es stimmt, ich bin keiner dieser bekömmlichen Texte, die ihre Absurdität, wenn überhaupt vorhanden, in mund- und kopfgerechte Häppchen stutzt, nur damit jeder sie versteht. Aber bin ich deswegen weniger ein Text, der gelesen werden möchte? Nein. Manche Texte müssen eben mehr als einmal gelesen werden.
Anscheinend beeindruckt Sie das nicht sonderlich. Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube? Ich glaube, Sie verstehen mich einfach nur nicht. Sie sind unkonzentriert, haben mich nur überflogen, haben keine Zeit oder keine Lust, ich weiß es nicht.
Aber es könnte ja auch sein, daß Sie nun der Ehrgeiz packt. Daß Sie mich gerne verstehen würden. Also bitte, nur zu, lesen Sie mich noch einmal. Und noch einmal und noch einmal, bis Sie mich durchschaut haben. Und dann noch ein paarmal. So lange, bis Sie mich im Schlaf rückwärts dahersagen können.
Und wenn Sie mich dann noch nicht verstanden haben, dann kann ich Ihnen beim besten Willen auch nicht mehr helfen.
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